Grund- und Gemeinschaftsschule Pinneberg geht neue Wege


SchachAllen Ortes wird über Lehrermangel, Stundenausfall und dem eher mäßigen Abschneiden deutscher Schülerinnen und Schüler bei Pisa geklagt. Und Ausbildungsbetriebe bemängeln seit Jahren die nachlassende Kompetenz von Ausbildungsplatzbewerbern. Zudem bieten die oft marode anmutenden Schulen und deren veralteten Ausstattungen immer wieder Anlass zu Diskussionen. – Keine Frage, sehr rosig sind die Zeiten der Bildung in Deutschland nicht. Kann es da wirklich sinnvoll sein, jede Woche auch noch auf eine Stunde Mathematikunterricht zu verzichten, nur um dafür den Schülerinnen und Schülern das Schach Spielen beizubringen?

Ja, sagen Schulleitung, Lehrer und Eltern der Grund- und Gemeinschaftsschule Pinneberg. Denn Schach bzw. der regelmäßige Schachunterricht vermittelt den Schülerinnen und Schülern wichtige Kompetenzen, die den Lerneffekt durch die fehlende Mathestunde wettmachen.

 

 


Schach- ein Denkspiel zwischen Sport, Kunst und Wissenschaft schafft Kompetenzen


Schach ist ein sehr altes Brettspiel, das wahrscheinlich aus Indien stammt und sich über Persien und Arabien im Mittelalter nach Europa verbreitete. Es ist ein strategisch-taktisches Denkspiel, bei dem es sehr auf kognitive Fähigkeiten und Konzentrationsvermögen ankommt.

Schach wird zu zweit gespielt. Jeder Spieler besitzt am Anfang acht Figuren und acht Bauern. Diese Figuren können unterschiedlich gezogen werden. Mit ihnen können Figuren des Gegners angegriffen und – falls dieser sie nicht verteidigt – geschlagen werden. Das Ziel des Spiels liegt darin, die eigenen Figuren so zu ziehen, dass der gegnerische König sich ihrem Angriff nicht mehr entziehen kann. Dann ist er matt und das Spiel beendet.

Dieses Ziel zu erreichen, erfordert verschiedene Denkfähigkeiten. Die Figuren erfolgreich zusammenspielen zu lassen, setzt beispielsweise vernetztes Denken voraus. Die Züge des Gegners und den Verlauf einer Partie vorherzusehen, heißt, vorausschauend zu denken. Mehrere Züge vorauszudenken, also das „Berechnen“ von Varianten, bedarf einer gehörigen Portion Vorstellungskraft (räumliches Denken) und logischem Verständnis sowie strukturiertes und systematisches Denken, um nicht den Überblick im Variantendschungel zu verlieren.

Eine Partie Schach kann mehrere Stunden dauern. Das bedeutet, sein Gehirn über Stunden hinweg intensiv einsetzen und sich stundenlang konzentrieren zu müssen. Gilt es doch, einerseits drohende sehr gute Züge des Gegners frühzeitig zu erkennen und zu verhindern, andererseits selbst sehr gut Züge zu finden und eigene Drohungen aufzustellen. Gefordert sind Kombinationsvermögen und taktisches Verständnis sowie strategische und positionelle Fähigkeiten, um in Vorteil zu gelangen. Schließlich geht es beim Schach auch darum, sich an bereits Gelerntes oder an früher gespielte Partien und Stellungen zu erinnern.

Schach ist ein Sport, der wettkampfmäßig betrieben werden kann und wird. Der Deutsche Schachbund zählt mit über 90.000 registrierten Mitglieder zu den größten Sportverbänden in Deutschland. Die meisten organisierten Schachspieler und Schachspielerinnen spielen in 8-Brett-Mannschaften oder treten als Einzelspieler auf lokalen, regionalen oder nationalen Turnieren an. Sie spielen den Vereins-, Bezirks- Landes- und Deutschen Meister aus. Die Mannschaftskämpfe werden wie beim Fußball in Ligen organisiert und ausgerichtet. Die spielstärksten Schachmannschaften spielen in Deutschland in der ersten Bundesliga, die schwächeren in der Kreisklasse. Schach wird überaus fair ausgetragen, jedenfalls, gemessen an den Interventionen der Schiedsrichter und im Vergleich zum Fußball. Die richtig guten Schachspieler erhalten vom Weltschachverband FIDE den Titel „Internationaler Meister“ und die noch besseren den Titel „Internationaler Großmeister“. Nur die besten Großmeister haben Chancen, um die Weltmeisterschaft zu spielen. Schach fördert als Wettkampfsport dieselben Fähigkeiten und Eigenschaften wie viele andere Sportarten auch: Ehrgeiz, verlieren können, Gegnerachtung u.a.

Schach hat viel mit Kunst zu tun. Denn gefragt sind auch Kreativität, Einfallsreichtum, schöpferische Gabe. „Die Freude an einer gelungenen Kombination erfüllt das Herz des Menschen wie Musik“, hat einmal Ex-Weltmeister Garri Kasparow formuliert. Unvergessen unter Schachspielern ist die legendäre Partie, die 1851 Adolf Andersen gegen Lionel Kieseritzky im berühmten Londoner Schachcafé Simpson Divan spielte. Andersen „verlor“ alle seine Schwerfiguren – also die stärksten Figuren – und setzte den gegnerischen König kurz darauf mit den verbliebenen Leichtfiguren matt. Natürlich hatte Andersen seine Schwerfiguren nicht einfach verloren, vielmehr gab er sie absichtlich her – er „opferte“ sie –, weil er das Matt des Gegners kommen sah. Diese Partie ist als „die Unsterbliche“ in die Schachgeschichte eingegangen und dient noch heute als bevorzugtes Trainingsobjekt. Es gibt bestimmt keinen Schachspieler auf der Welt, der nicht wenigstens eine Partie im Stile Andersens gewinne möchte.

Schließlich weist Schach auch wissenschaftliche Komponenten auf. Schachtheorien wurden entwickelt, Systematiken aufgestellt, Regelmäßigkeiten herausgearbeitet, Studien kreiert und viele Schachbücher geschrieben. Es existiert mittlerweile eine unüberschaubare Breite an Schachliteratur: Der Markt bietet grundlegende Lehrbücher, Bücher zu Fragen des Mittelsspiels, über Endspieltechniken und die verschiedensten Eröffnungen, Biografien über die großen Meister, Turnierbücher und Partiensammlungen, Bücher über Strategie und solche über Taktik, über die Verteidigung und den Königsangriff, über die Bauern oder den Einsatz von Leicht- und Schwerfiguren, über Psychologie im Schach, über die Kunst der Variantenberechnung und vieles andere mehr.


Schach spielen und trainieren stärkt persönliche, soziale und Leistungskompetenzen

Die Analyse gespielter Partien gilt als zentrales Element für die Spielstärkeverbesserung. Anders als beim Fußball oder Tennis, lässt sich beim Schach jedes Stadium einer Partie nachträglich exakt betrachten. So lassen sich im Nachhinein die Erfolgsaussichten anderer Fortsetzungen untersuchen und somit die Qualität des in der Partie gewählten Zuges abschätzen. Diese Analyse hilft allgemein, das Spielstärke zu verbessern; sie hilft konkret bei späteren Partien mit gleicher oder zumindest ähnlicher Stellung – so man sich denn an diese Analyse erinnert. Top-Spieler schaffen das mühelos. Spitzengroßmeister haben allein Hunderte Endspielstellungen und deren Lösungswege sowie etliche Eröffnungssysteme sehr viele Partien einstudiert und abrufbar im Kopf abgespeichert.

Die eigenen Partien sollte man vor allem dann analysieren, wenn man sie verloren hat. Schach ist kein „Glücksspiel“ wie Mensch-ärgere-Dich-nicht oder Skat, bei denen die Würfel bzw. das Anfangsblatt über Sieg oder Niederlage (mit)entscheiden. Schach ist logisch. Jeder Zug hat Konsequenzen. Der Ausgang einer Partie hängt allein von der Qualität der Züge ab. Zu Beginn einer Partie sind die Chancen nahezu ausgeglichen. Und eine von beiden Spielern fehlerfrei gespielte Partie endet immer unentschieden. Nur wer Fehler macht, verliert. Wer verliert hat selber Schuld. Denn die Verantwortung für ihre Züge tragen allein die Spieler. Die Fehler in einer Partie zu finden bzw. sich ihnen klar zu werden und sich mit ihnen auseinander zusetzen, ist die wichtigste Funktion der Partienanalyse und als solche ein zentrales Trainingselement.

Die Analyse eigener Verlustpartien als kritische Auseinandersetzung mit den eigenen Zügen ist die Auseinandersetzung mit den eigenen Entscheidungen. Schach spielen und trainieren fördert das Reflexionsvermögen und die Kritikfähigkeit, es stärkt die Analysefähigkeiten, das Entscheidungsvermögen und die Selbständigkeit.

Die Analyse fremder Partien, insbesondere solcher der großen Meister, dient allgemeinen oder speziellen Trainingszwecken wie etwa dem Aufbau eines Eröffnungsrepertoires, der Festigung der Endspieltechniken oder der Förderung strategischer Fähigkeiten usw.

Die Analyse der Partien künftiger oder potentieller Gegner dient der konkreten Partien- oder Turniervorbereitung. Profis wie ambitionierte Amateure bereiten sich auf bevorstehende Partien und Gegner mit unter Monate vor. Welche Eröffnungen spielt der Gegner bevorzugt? In welchen kennt er sich gut, in welchen weniger gut aus? Spielt er lieber „offen“ oder „geschlossen“? Bevorzugt er taktisch-dynamische Stellungen oder mag er es doch eher ruhig-positionell? Wie stark ist sein Endspiel? Wer sich auf einen Gegner gut vorbereitet, hat größere Chancen, gegen diesen zu bestehen. Analysen und Gegnervorbereitung erfordern und trainieren Eigenschaften wie Lern- und Leistungsbereitschaft, Disziplin, und die Fähigkeit zum Selbststudium.



Schach - Vom Spiel zum Schulfach

Schach wird und wurde von vielen Menschen gespielt. Zu ihnen zählten auch Lenin und Trotzki, die Führer der russischen Oktoberrevolution. Auf ihren Einfluss geht indirekt der hohe Stellenwert (auch) zurück, den das Schach in der Sowjetunion erlangte. Dort hatte man den immensen Nutzen für die Entwicklung von Schülern schon vor vielen Jahrzehnten erkannt. Schach wurde in vielen Schulen der Sowjetunion regulär unterrichtet. Es wurden eigens Schachschulen aufgebaut, und 1966 wurde in Moskau erstmals in der Welt ein Lehrstuhl für den Schachsport an einer Hochschule eingerichtet. 1983 startete dann eine Fakultät Schach am Zentralinstitut für Körperkultur mit der zweijährigen postgraduierten Trainerausbildung.

Der Stellenwert des Schachs in der Sowjetunion blieb nicht ohne Folgen. Bis zu ihrem Ende war die Sowjetunion im Schachsport unangefochten die führende Nation in der Welt. Alle Weltmeister und zumeist auch deren Herausforderer – um die Weltmeisterschaft wurde alle drei gespielt – stammten seit dem Zweiten Weltkrieg aus der UDSSR. Nur einmal, Anfang der Siebzigerjahre, durchstieß der Amerikaner Bobby Fischer die sowjetische Vorherrschaft. Er gelangte in die Rolle des Herausforderers und schlug in einem – aufgrund der damaligen weltpolitischen Lage – international sehr beachteten Wettkampf in Reykjavík Boris Spasski und wurde dessen Nachfolger als Weltmeister. Noch heute sind die russischen und ukrainischen Großmeister die Stärksten der Welt.

In der Sowjetunion/Russland hat das Thema Schach in der Schule also bereits eine lange Tradition. Auch in der Türkei, in arabischen Ländern, in Venezuela, China und vielen weiteren Staaten wird Schach an Schulen unterrichtet. In Deutschland begann sich die Erkenntnis vom Nutzen des Schachsports für die vor allem kognitive Entwicklung von Kindern erst vor gut zehn Jahren durchzusetzen. Mittlerweile boomt das Schulschach auch hier. An immer mehr Schulen wird Schach gespielt, zumeist im Rahmen von Arbeitsgemeinschaften. Schulmannschaften werden gebildet, Schulschachturniere ausgerichtet und sogar Deutsche Schulschachmeister ausgespielt. Eine Schulschachstiftung wurde gegründet und die Landesschachverbände ernannten Schulschachreferenten. Einmal im Jahr wird eine Lehrermeisterschaft ausgetragen.

Doch erst sehr wenige Schulen bundesweit und noch keine in Schleswig-Holstein wagten bislang den Schritt, Schach quasi als Schulfach auf den regulären Stundenplan zu nehmen, Schach also für die SchülerInnen verpflichtend und nicht mehr nur als freiwilliges Angebot zu unterrichten. Vorreiter sind etwa die Sebastianschule in Raesfeld, die Wilhelm-Neuhaus Schule in Bad Hersfeld und die Grundschule Trier-Olewig. Am Sportgymnasium Dresden kann sogar das Abitur in Schach geschrieben werden. Vorreiter in Hamburg war die Schule Genslerstraße. Hier wurde 2007 das Projekt „Schach statt Mathe“ gestartet. Die Grundschüler erhielten pro Woche eine Stunde weniger Mathematikunterricht, dafür wurden sie eine Schulstunde lang in Schach unterrichtet. Mittlerweile wurde das Versuchstadium abgeschlossen. Das Fach Schach ist jetzt etabliert und fester Bestandteil des Stundenplans.

Das Projekt Schach statt Mathe wurde initiiert, nachdem die sogenannte Trierer Schulschachstudie über erhebliche Leistungsverbesserungen von in Schach unterrichteten Grundschülern berichtete.


Die Ergebnisse der Trierer Schulschachstudie

An der Grundschule Trier-Olewig wurden seit 2003 in Zusammenarbeit mit der Deutschen Schulschachstiftung für alle vier Klassenstufen wöchentlich eine Stunde Mathematik „geopfert“, um an ihrer Statt eine Stunde Schachunterricht zu geben. Das „Zentrum für Psychologische Diagnostik, Begutachtung und Evaluation“ der Universität Trier erhielt den Auftrag zu untersuchen, inwieweit der Schachunterricht positiv auf die Entwicklung der Schülerinnen und Schüler wirkt. Im Einzelnen wurden die Konzentrationsfähigkeit, die Intelligenz, die Rechtschreibfähigkeit und die schulische Integration untersucht. Der Grundschule Olewig (Experimentalschule) wurden die gleichzeitig evaluierten Schülerinnen und Schüler der – hinsichtlich relevanter Merkmale wie sozioökonomischer Hintergrund und Klassengröße vergleichbaren – Egbert-Grundschule als Kontrollschule gegenübergestellt. Die Schülerinnen und Schüler sowohl der Experimental- als auch der Kontrollschule wurden über vier Jahre hinweg zu mehreren Messzeitpunkten diagnostischen Testverfahren unterworfen.

Darüber hinaus wurden die VERA-Ergebnisse beider Schulen miteinander und mit dem Landesdurchschnitt von Rheinland-Pfalz verglichen. VERA steht für „Vergleichsarbeiten in der Grundschule“. Diese Arbeiten dienen der Lernstandserhebung in den Hauptfächern Deutsch, Mathematik und Englisch und werden als Gemeinschaftsprojekt von sieben Bundesländern durchgeführt.

Nach vier Jahren wurden folgende Ergebnisse festgestellt (Zusammenfassung):

  • Signifikante Verbesserung des Wahrnehmungsvermögens und der Konzentration in der Experimentalschule vor allem in den beiden ersten Schuljahren und hier vor allem bei den leistungsschwächeren Schülern
  • Signifikanter Intelligenzanstieg in der Experimentalschule im zweiten Schuljahr
  • Deutlich höhere Werte bei Leistungsmotivation und Sozialkompetenz in den Klassenstufen 3 und 4.
  • „Phänomenale Indizien“ beim Vera-Test 2006 in der Experimentalschule in Deutsch: Leseverständnis und Sprachverständnis sowie in Mathematik: Zahlen und Operationen sowie Größen und Messen
  • Eine Veränderung der Rechtschreibfähigkeit blieb noch ohne Aussagekraft


Die Ergebnisse („Phänomenale Indizien“) des Vera-Vergleichs sind sehr beachtlich und sprechen ebenfalls für einen positiven Einfluss des Schachunterrichts: Die Olewig-Schüler schnitten in Mathe (Zahlen und Operationen sowie Größen und Messen) doppelt so gut, im Leseverständnis 2½ mal so gut und im Sprachverständnis gar dreimal so gut wie der Landesdurchschnitt und in jedem Fall besser als die Kontrollschule ab.


Grund- und Gemeinschaftsschule Pinneberg: „Denken lehren, nicht Gedachtes“

Die Grund- und Gemeinschaftsschule Pinneberg, als neue Schulform noch immer im Aufbau befindlich, will Schule neu denken und ist bereit, ausgetretene Pfade zu verlassen und neue Wege zu beschreiten. Ihr starker Leitgedanke wird in einem Zitat von Cornelius Gurlitt (1850-1938) ausgedrückt: „Man soll Denken lehren und nicht Gedachtes“. Vor diesem Hintergrund kann es kaum verwundern, dass die Idee vom Schulfach Schach hier nicht auf Skepsis stößt, sondern auf Zustimmung und Unterstützung. Denn zum Denken lehren kann Schach wie kaum ein anderes Instrument eingesetzt werden, und das auch noch kindgerecht: Die Kinder lernen und trainieren spielerisch, sich zu konzentrieren, genau hinzusehen, sich an Erlerntes zu erinnern, taktisch zu denken, Pläne zu entwickeln und umzusetzen, Entscheidungen zu treffen und für diese die Verantwortung zu übernehmen, zu kombinieren, vorausschauend und logisch zu denken, Schlüsse zu ziehen, zielführend/effizient zu handeln, sich an Regeln zu halten. Im Kontext eines Spiels trainieren sie ihre Ausdauer und Beharrlichkeit, lernen sie den Wert des Lernens und des Fleißes.

Die Kinder verbinden Schule nicht allein mit Pauken, Klassenarbeiten und Zensuren, sondern auch (wieder) mit Spiel und Spaß – so, wie es im Idealfall ohnehin sein sollte. Sie entwickeln eine neue Motivation, zur Schule zu gehen und sind offener, zugänglicher und empfänglicher auch für andere Fächer und Lerninhalte. Sie sind motivierter und motivieren dadurch andere.


Der Anfang ist gemacht – die Klasse 2b lernt Schach


Im Frühjahr des Jahres wurde die Idee vom Schulfach Schach erstmals erörtert. Frau von Tiesenhausen, Klassenlehrerin der 2b, unterstützte sie von Anfang an. Nach zwei Probestunden vor den Sommerferien ging es im September richtig los. Auf zwei Elternabenden wurde das Vorhaben vorgestellt und erfolgreich um Zustimmung geworben. Volle Unterstützung bieten auch der Schulleiter, Herr Gerdes, und die Koordinatorin für den Grundschulbereich, Frau Ferro-Goldstein.

Die Klasse 2b erhält nun jeden Dienstag Schachunterricht. Dafür entfällt eine Stunde Mathe. Erteilt wird der Schachunterricht von der Mathematiklehrerin, Frau Pries, Freizeitspielerin, sowie dem Autor, der seit 30 Jahren Schachsport betreibt und in Kürze die C-Trainier-Lizenz erwirbt. Tatkräftig unterstützt werden sie durch den „FSJler“ Christoph Jürs. Zunächst wurde auf Spielmaterial des Pinneberger Schachclubs von 1932 e.V. zurückgegriffen. Mittlerweise wurde dank der Unterstützung des Schulvereins eigenes Spielmaterial sowie ein Demonstrationsschachbrett angeschafft.

Bei den Kindern kommt die Idee gut an. Sie sind begeistert und freuen sich auf jede Stunde. Ihre Schachkenntnisse sind inzwischen soweit vorangeschritten, dass sie schon bald eigene Partien spielen können. Anfang nächstens Jahres werden sie alle wesentlichen Spielregeln beherrschen. Danach wird vor allem Taktik gelehrt werden, später kommen elementare Endspieltechniken und allgemeines Eröffnungswissen hinzu.

Eltern und Lehrerinnen, Schulleitung und SEB-Vorstand sind sich darin einig, dass schulischer Schachunterricht eine sinnvolle Ergänzung in der Ausbildung der Schülerinnen und Schüler darstellt. Mit dem im Sommer gestarteten Modelprojekt soll vor allem die praktische Umsetzbarkeit geprüft werden. Sollte der Versuch von Erfolg gekrönt sein, dann könnte der Schachunterricht sukzessive auf andere Klassen der Grundschule sowie der höheren Jahrgänge ausgedehnt und auch das Angebot an Schach-Arbeitsgemeinschaften erweitert werden (Derzeit wird eine AG angeboten, ebenfalls Dienstags.). Schulinterne Turniere, die Aufstellung einer oder mehrerer Schülermannschaften und die Teilnahme an schulübergreifenden Wettkämpfen würden dann das Schulleben bereichern und das Gemeinschaftsgefühl stärken. Und vielleicht gelingt es eines Tages sogar, vom Deutschen Schachbund das Qualitätssiegel „Deutsche Schachschule“ zu erhalten. Dafür müssen jedoch einige nicht leicht zu erfüllender Voraussetzungen erfüllt werden. Bis dahin werden noch viele Figuren über die Bretter gezogen worden sein. Doch der Anfang ist gemacht. Schach statt Mathe, ist doch klar!

 

Detlef Lemke